Der Kontext


Psychedelika sind eine phänomenologisch definierte Klasse von Drogen mit einer Vielzahl unterschiedlicher psychologischer Wirkungen. Zu den klassischen Psychedelika zählen die Serotonin-2a-Rezeptor-Agonisten LSD (Lysergsäurediethylamid), Meskalin, Psilocybin und DMT (Dimethyltryptamin). Zu den atypischen Psychedelika zählen Glutamatantagonisten wie Ketamin und PCP (Phencyclidin) sowie Monoamin freisetzende Medikamente wie MDMA (3,4-Methylendioxymethamphetamin, umgangssprachlich bekannt als Straßenvariante „Ecstasy“).

Der Begriff Psychedelika wurde 1957 von dem Psychiater Humphry Osmond geprägt und soll „den Geist offenbaren“ bedeuten, weil die psychedelische Erfahrung Einblicke in die Funktionsweise des kognitiven Systems und, wenn man so will, des Unbewussten ermöglichen kann. Weniger metaphorisch ausgedrückt: Psychedelika können die Sinneswahrnehmung, die kognitiven Funktionen und manchmal sogar das Selbstgefühl verändern. Es muss allerdings beachtet werden, dass sie eine Vielzahl noch nicht vollständig verstandener unerwünschter Nebenwirkungen haben können.

Psychedelika wurden in den 1950er bis 1970er Jahren in Therapie und Forschung eingesetzt. Damals wurden große Hoffnungen in ihr therapeutisches Potenzial gesetzt. Diese Hoffnungen erfüllten sich nicht und die Substanzen wurden aus verschiedenen Gründen unter strenge internationale Kontrolle gestellt. Derzeit fallen sie unter das UN-Übereinkommen über psychotrope Stoffe von 1971 (mit Ausnahme von Ketamin) und ihre Verwendung ist selbst für die meisten medizinischen Zwecke verboten. Seit den 1990er Jahren sind sie jedoch wieder Gegenstand wissenschaftlicher Forschung, insbesondere in der Neuropsychopharmakologie und der experimentellen Psychiatrie. Diese neue Forschung wurde als „psychedelische Renaissance“ bezeichnet. Vorläufige Studien mit Psilocybin und MDMA weisen auf ihr Potenzial zur Behandlung psychischer Erkrankungen hin. Weltweit – unter anderem an der Charité in Berlin – wird ihr Einsatz bei der Behandlung von Depressionen, Angstzuständen, Suchterkrankungen und Zwangsstörungen untersucht. Sollten sich die Versprechen dieser Substanzen erfüllen, ist es wahrscheinlich, dass sie für den psychiatrischen Gebrauch zugelassen werden, und zwar vermutlich eingebettet in andere psychotherapeutische Behandlungen (sogenannte „psychedelisch unterstützte Psychotherapie“). Die Marktzulassung für MDMA in den USA wird im zweiten Halbjahr 2024 erwartet.